Der Beruf des Zimmermanns ist für mich schon immer ein Begriff, da mein Vater denselben Beruf gelernt und ausgeübt hat. In meiner Kindheit hat er mir oft davon erzählt, sodass ich mir schon früh ein Bild davon machen konnte. Nach jahrelangen Ferienjobs in meinem heutigen Ausbildungsbetrieb habe ich mich schließlich für die Ausbildung des Zimmerhandwerks entschieden.

Momentan bin ich im 2. Lehrjahr und stehe kurz vor der Zwischenprüfung. Während wir uns im 1. Jahr an der BBS Technik 2 noch mit einzelnen Holzverbindungen und kleineren Arbeiten beschäftigt haben, wird die Ausbildung mittlerweile immer anspruchsvoller.

Auch im Betrieb und auf der Baustelle werden mir persönlich immer mehr eigenständige Aufgaben und die Verantwortung übertragen. Der Betrieb, in dem ich arbeite, beschäftigt sich zum größten Teil mit der Altbausanierung und der Restauration von alten und schadhaften Dächern, maroden Fachwerkhäusern und Kirchen, die nach vielen Jahrhunderten an Substanz und Stabilität eingebüßt haben. Natürlich beschäftigen wir uns auch mit anderen Bereichen, dem Richten von Dächern, dem Stellen von Holzhäusern sowie der Gebäudedämmung. Hier arbeiten wir mit modernster Technik – Handmaschinen, vollautomatische Abbundanlagen, Dämmstoffe – Hightech in Verbindung mit den traditionellen Werkzeugen wie Hammer, Hobel und Säge.

In der Restauration, vor allem bei Kirchen und denkmalgeschützten Fachwerkhäusern wird vonseiten der Bauherren oft Wert darauf gelegt, dass die Holzkonstruktionen und Verbindungen in derselben Art und Weise ausgeführt werden, wie sie vorhanden sind. Hier nützt jegliche Technik nicht viel – der Zimmermann wird selbst gefordert! Konstruktiver Holzschutz, zimmermannsmäßige Holzverbindungen, Kräfteverläufe im Dach und im Bauwerk – darüber müssen wir Bescheid wissen, um die Arbeiten fachgerecht ausführen zu können.

Bei uns im Betrieb werden die Arbeiten dann oft mit den traditionellen Handwerkszeugen des Zimmermanns ausgeführt, dem Bundgeschirr: Hammer, Hobel, Stemmeisen, Klopfholz und Säge – das sind die Werkzeuge, mit denen seit jeher im Zimmererhandwerk gearbeitet wird. An meinem Betrieb gefällt mir besonders, dass darauf noch sehr viel Wert gelegt wird.

Nach der Ausbildung, die nach 3 Jahren mit der Gesellenprüfung endet, hat man die Möglichkeit die Meisterschule zu besuchen, um so den Weg zur Selbstständigkeit zu starten. Besitzt man das Abitur, kann man auch ein Studium als Bautechniker, Architekt oder Baustatiker mit jeweils verschiedenen Schwerpunkten hinzufügen. Man sieht, die Ausbildung zum Zimmermann bietet viele Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung!

Möchte man im Beruf Erfahrung sammeln, kann man nach der Gesellenfreisprechung auf die Walz gehen. Das ist die traditionelle Wanderschaft des Zimmermanns, während der er sich für 3 Jahre und einen Tag seinem Zuhause nicht unter 50 Kilometer nähern darf. In dieser Zeit zieht er mit seinen Wanderbrüdern durch das ganze Land und sucht sich Arbeit. Die Walz hat eine Jahrhunderte alte Tradition und wird auch heute noch von vielen Jugendlichen angenommen.

Der Beruf des Zimmerers ist also ein Handwerk, welches Tradition und Erfahrung mit neuester Technik und modernen Mitteln vereint. Es bietet jeden Tag Abwechslung, immer neue Herausforderungen und nach der Ausbildung die unterschiedlichsten Möglichkeiten – das macht diesen Beruf zu einem der spannendsten und vielseitigsten Ausbildungsberufe im Handwerk.

 

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Schüler der Klasse Zi 14