Landtagsabgeordnete Braun und Simon diskutieren mit Schülern über Flüchtlinge

Die Ursachen für die Flüchtlingskrise und der Umgang mit den Zuwanderern vor Ort: Das ist das zentrale Thema gestern Morgen bei der Diskussion am Georg-Kerschensteiner-
Berufsbildungszentrum
(Mundenheim) gewesen. Zum „Dialog mit der Jugend“ waren Landtagsvizepräsident Bernhard Braun (Grüne) und die Landtagsabgeordnete Anke Simon (SPD) zu Gast.

„Die Diskussion ist schwer zusammenzufassen“, sagte Lehrerin Birgitt Booz, nachdem 140 Berufsschüler die beiden Landtagsabgeordneten rund 90 Minuten mit Fragen gelöchert hatten. Beide Volksvertreter sind keine Antwort schuldig geblieben. Eines wollte die Moderatorin jedoch herausgehört haben: „Es gab immer wieder Forderungen an ,die Politik’. Wir dürfen darüber aber nicht vergessen, dass wir auch selbst aktiv werden können.“ Und genau dazu forderte sie die Schüler auf, gerade in der aktuellen Flüchtlingssituation.

„Es geht hier darum, Menschen friedlich zusammenzubringen“, betonte Booz. An den Anfang stellte Moderator Martin Pfeiffer eine Frage des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel: „Hatte er recht, als er sagte: ,Die Geschichte der Völker zeigt, dass die Völker aus der Geschichte nichts gelernt haben’?“ Weder Braun noch Simon wollten das so stehen lassen. „Schon allein unser Asylrecht ist ein Ergebnis aus unserer Geschichte“, erklärte Braun, und Simon ergänzte: „Es ist nicht wichtig, dass wir uns heute für das Geschehen vor 70 Jahren schuldig fühlen, aber es war wichtig, aus den Fehlern von damals zu lernen.“ Eine solche Aufarbeitung hätten andere Länder in Europa nicht in dieser Weise vollzogen, was einen Teil der aktuellen Flüchtlingsproblematik ausmache. „Osteuropa hat lange eine andere Entwicklung genommen, und auch Ungarn und Österreich haben die Geschichte nicht wie wir aufgearbeitet“, antwortete Simon auf die Frage von Schülerin Loreen Schreck, warum in Europa wieder Grenzzäune errichtet werden. Bernhard Braun hielt diese Abgrenzung sogar für fatal: „Die Menschen werden sich davon nicht aufhalten lassen, aber sie werden in die Illegalität gedrängt.“

Der Ansatz der beiden Ludwigshafener Abgeordneten ist ohnehin ein anderer. „Wir müssen dort helfen, wo die Flüchtlinge herkommen. Aber in der Versorgung der Flüchtlinge vor Ort hat das reiche Europa versagt“, erklärte der Landtagsvizepräsident, der zudem mehr Unterstützung für Türkei, Libanon und Jordanien forderte, die den Großteil der aus Syrien geflohenen Menschen aufnehmen.

Gemeinsam erinnerten die Abgeordneten daran, dass Krieg nicht der einzige Grund für die Flüchtlingskrise sei. „Es geht auch um Armut. Wir haben ein Wirtschaftssystem, das Armut fördert. In Afrika sind in den kommenden Jahren 60 Millionen Menschen direkt von Armut betroffen, wenn wir nicht umdenken“, warnte Braun.

Auch die Berufsschule Naturwissenschaften, das Geschwister-Scholl-Gymnasium, die Berufsschule Sozialwesen und das Max-Planck-Gymnasium erhielten gestern Besuch von den Landtagsabgeordneten. Und diese kamen gern dorthin. „Es gibt Menschen, die schlecht über die aktuelle Situation aufgeklärt sind, und es werden Ängste geschürt. Die Schulen sind genau der richtige Ort, um diesen Ängsten zu begegnen“, sagte Bernhard Braun am 13. landesweiten Schulbesuchstag der Landtagsabgeordneten. (env)

Rheinpfalz, 10.11.2015