LUDWIGSHAFEN. Erwartungsvoll blicken die Menschen die Treppe hinauf. Ein Schüler der Köche-Klasse 17b der Berufsbildenden Schule (BBS) Technik 2 muss sich seinen Weg zum Aufgang durch die Gruppe bahnen. Gleich dürfen die Wartenden die Suppenküche der protestantischen Kirchengemeinde Hemshof betreten. Denn dort hat die Klasse am gestrigen Dienstag für Bedürftige gekocht. „In diesem Jahr findet das Projekt zum elften Mal statt“, erzählt die Leiterin der Abteilung Gastronomie der BBS, Birgit Langer.

Einmal jährlich kochen die Schüler der Köche-Klasse in der Suppenküche. Die Verbindung zwischen Apostelkirche und der Schule kam durch den Schulpfarrer Udo Jesberger zustande. „Die Nähe zur BBS hat gepasst“, erzählt Jesberger. „Viele Schüler kommen hier aus dem Umkreis und die Schule selbst ist nur einen Kilometer weit entfernt.“

Der soziale Aspekt steht bei der Aktion im Vordergrund. „Es bereitet Freude, wenn man Bedürftigen helfen kann“, sagt Langer. „Die Schüler bekommen dann auch direkte Anerkennung dafür.“ Schülerin Luisa Beck berichtet, dass die Besucher der Suppenküche eine positive Rückmeldung geben. „Sie sind sehr dankbar“, so die 21-Jährige.

Leistung wird bewertet

Doch auch die schulische Ausbildung kommt an diesem Tag nicht zu kurz. „Die Ergebnisse des heutigen Tages werden im Unterricht besprochen und ausgewertet“, berichtet Jesberger. Die Lehrkräfte bewerten dann die Leistung. Besonders der Einsatz und das Engagement der Schüler stehen dabei im Mittelpunkt.

Carsten Große ist Lehrer für Fachpraxis an der BBS. Seit acht Jahren ist er bei dem Projekt dabei. „Eine Herzensangelegenheit“, sagt der 35-Jährige. Er findet es gut, dass die Schüler bei der Planung des Tages selbstständig arbeiten und sich auch selbst Gedanken machen: „Es stehen viele internationale Gerichte auf dem Speiseplan.“ Die Auswahl der Gerichte wurde hierbei an der Herkunft der Schüler orientiert. Neben Pite aus dem Kosovo gibt es auch Rindfleischsalat aus Deutschland.

Die Zubereitung der Gerichte und das Anrichten des Buffets sind zeitaufwendig. „Gestern waren wir von 9 bis 15 Uhr hier. Heute schon seit 7.30 Uhr“, berichtet Schüler Marc Langenstein. „Es ist aber schön, etwas Gutes zu tun“, so der Bad Dürkheimer. Gastronomieleiterin Langer berichtet, dass zu einem der vergangenen Aktionstage der BBS in der Suppenküche schon etwa 80 bis 110 Menschen gekommen waren. „Am Ende des Monats sind es erfahrungsgemäß etwas mehr als am Anfang“, so Langer weiter.

Seit 25 Jahren werden in der Suppenküche bereits Bedürftige mit Mahlzeiten versorgt. 2019 ist somit ein Jubiläumsjahr für die Kirchengemeinde. Direkt neben der Suppenküche feiert die Apostelkirche ihren 125. Geburtstag. Die Melanchthonkirche in der Innenstadt wird 70.

Dekanin Barbara Kohlstruck sieht die Suppenküche mit gemischten Gefühlen. „Auf der einen Seite bietet sie den Bedürftigen Schutz und eine Möglichkeit, andererseits steht sie jedoch auch für Armut“, so die Dekanin.

© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 27.03.2019: Azubis helfen Bedürftigen

Weiterer Zeitungsartikel:

Rheinpfalz, Mittwoch, 27.03.2019: „Suppenküche ist ein Armutszeugnis“