Was Schüler Politikern raten
Mit der Demokratie-Unzufriedenheit hat sich eine Podiumsdiskussion von Politikern und Schülern beschäftigt.

Zu Gast im Berufsbildungszentrum Georg Kerschensteiner waren die Landtagsabgeordneten Anke Simon (SPD) und Patrick Kunz (Freie Wähler).

Mit dem Thema „Angst, Frust und Radikalisierung – Wie bedroht ist unsere Demokratie?“ hatten die Organisatoren eine Fragestellung passend zum Hintergrund des 9. November und zur aktuellen Stimmung im Land gewählt: Laut Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen sind über 60 Prozent der Befragten unzufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung.

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, dass die Zustimmung zur Demokratie als Regierungsform unter Jugendlichen aus niedrigeren Bildungsschichten rapide nachlässt.

Stoff genug für eine Diskussion in einer Schule. Rund 80 Schüler der Berufsschulen Technik 1 und 2 waren gekommen, sechs davon diskutierten auf dem Podium mit. Die Fragen waren teils auch etwas unangenehm für die beiden Politiker. So ging es unter anderem darum, was dazu geführt habe, dass die AfD im Politbarometer zur bundesweiten politischen Stimmung momentan bei 21 Prozent Zustimmung liegt. Die Landtagsabgeordneten Simon als auch Kunz schreiben diesen Zuwachs der hohen Anzahl an Frustrationswählern zu.

Für die Schüler waren die Quellen der Frustration offensichtlich: die Inflation, die allgemeine Situation am Wohnungsmarkt, der Zustand des Bildungssystems und des öffentlichen Nahverkehrs. Die 24-jährige Claire Ellwanger ging hart ins Gericht mit der Politik der Großen Koalition aus SPD und Union im vergangenen Jahrzehnt. Für die Abiturientin hat etwa Corona die Probleme im Gesundheitswesen deutlich gemacht und die Versäumnisse der Regierung aufgezeigt. „Claire legt den Finger in die Wunde. Das muss Demokratie aushalten“, entgegnete Kunz.

Die Schüler hatten auch Tipps parat für die beiden Politiker, damit diese besser zur jungen Generation durchdringen. „Die anderen Parteien müssen präsenter auf den sozialen Medien werden, da ist die AfD einfach weiter“, sagte Ellwanger. Insbesondere die Plattform TikTok müsse stärker von den etablierten Parteien genutzt werden, da man vor allem dort junge Menschen erreiche und so verhindern, dass sich diese radikalisieren. Dieser Punkt traf auf viel Zustimmung im Publikum.

Auch das Thema Wählen selbst nahm einen großen Raum in der Diskussion ein. Ellwanger wandte sich bei diesem Thema direkt an ihre Mitschüler im Publikum: „Geht wählen Leute, sonst bekommt die AfD noch mehr Macht“. Eineinhalb Stunden wurde lebhaft diskutiert, bis Berufsschullehrer Hans-Peter Bopp die Debatte mit den Worten beendete: „Gelebte Demokratie ist Prävention“ (verfasst von: Lara-Alena Ullrich)

Download: Rheinpfalz, 11.11.2023