Schneiden und Föhnen für den guten Zweck
Angehende Friseure haben in der Berufsschule 80 Lehrer und Schüler neu gestylt – 1000 Euro fürs Annastift

Die Vorstellung des neu renovierten Frisierraums hat die Berufsbildende Schule Technik 2 (BBS T 2) zum Anlass genommen, einen Spendentag zu veranstalten. Auszubildende haben dort am Dienstag Haare geschnitten und geföhnt, manikürt, gebacken und gekocht, um dem Kinderheim St. Annastift den Erlös zu spenden „Heute ist alles ein bisschen anders“, sagt Cornelia Wiesemann. Sonst sei um diese Zeit Unterricht. Die Lehrerin an der BBS 2 im Bereich Friseurhandwerk hilft den Schülern beim Aufbau des Kuchenbuffets. Im dritten Obergeschoss werden Haare geschnitten, in Locken gelegt oder geglättet. Im Nebenraum sind Kosmetiksessel vorbereitet, auf denen Besucher Gesichtshaare entfernen lassen können oder an Tischen eine Maniküre nebst Nagellack erhalten. Das ist nach fünf Jahren Pause möglich, weil der fachpraktische Friseurraum nach einem Wasserschaden neu renoviert ist.

Etliche zukünftige Friseure im zweiten und dritten Lehrjahr machen sich an ihren Lehrern oder Schülern aus anderen Technikbereichen der Schule zu schaffen. Raffaela Schenitzki, 21 Jahre, aus dem dritten Ausbildungsjahr berichtet: „Manche sind sich beim Schneiden nicht so sicher, die helfen beim Kuchenverkauf.“ Ramin Hajizada (17) mag gerne Herrenhaarschnitte, Bärte schneiden und Damen föhnen und frisieren. Er ist im zweiten Ausbildungsjahr. „Wer kann Haare mit Faden entfernen“?, ruft es durch den Raum. Das können nur zwei. Mohamad Kormesto schlingt sich einen schwarzen Faden um die Finger und bewegt das entstandene Netz gekonnt durch die Gesichtsbehaarung seiner Kundin. Er erzählt, dass er aus Syrien in den Irak ausgewandert sei und dort bereits als Friseur gearbeitet habe. „Damals habe ich nur Herren frisiert, jetzt auch Damen“, sagt er.

„Es ist Tradition, dass Friseure sich im sozialen Bereich engagieren“, sagt Martina Postel. Eine frühere Kollegin habe ins Leben gerufen, dass zur Weihnachtszeit die Floristen und die Friseure eine Spendenaktion zugunsten regionaler Projekte veranstalten. „In der Vergangenheit sind die Spenden an die Street Docs, an Wildwasser, Notinsel oder das Kinderhospiz Sterntaler in Dudenhofen gegangen“, erläutert die Lehrerin.

Fachkräfte fehlen

Heute sind die Schüler aus dem Gastronomiebereich mit eingebunden. Sie haben Chilli con Carne gekocht, was als Mittagessen angeboten wird. Auch der Erlös fließt in die Spenden mit ein, genau wie der Verkauf der selbstgebackenen Kuchen der Friseure. Im neuen Frisierraum haben in vier Reihen Schüler und Modelle Platz genommen, um das Frisieren in der Praxis zu üben. Auch Waschbecken, wie man sie aus den Salons kennt, sind vorhanden. „Durch die gute Ausstattung üben die Schüler viele Sachen, die im Betrieb nicht möglich sind“, weiß Carola Straus, stellvertretende Schulleiterin. „Außerdem versuchen wir, über die Berufsfachschule eins das Fach Körperpflege aufzubauen. Damit erwerben die Schüler fachliche Vorbildung und sind reifer, bevor sie zu uns kommen.“ Dass der Fachkräftemangel enorm ist, spürt die Schule deutlich. „Schüler mit intensivem Förderbedarf werden aufgenommen, damit sie im praktischen Teil sehen, dass sie etwas können“, sagt Straus. Die Schulpflicht besteht zu 50 Prozent aus Praxis und 50 Prozent aus Theorie. Mangelnde Deutschkenntnisse sind dabei nicht unbedingt ein Hindernis, denn im Berufsvorbereitungsjahr, das auf die Berufsfachschule folgt, gibt es Sprachförderung, um die Schüler auch hier weiter zu bringen. „Es liegt uns viel daran, Interesse zu wecken und so Schüler in eine Ausbildung zu bringen“, sagt sie.

Die neuen Räume nehmen auch die beiden Prüfungsvorsitzenden, Elisabeth Schneider und Gerhard Leipold, sowie die Kreishandwerkerschaft in Augenschein. „Das vorherige Inventar war total veraltet“, erinnert sich Schneider. „Jetzt können die Lehrer den Schülern richtig was zeigen“, sagt sie anerkennend. Am Ende lassen sich etwa 80 Lehrer und Schüler ein neues Styling kreieren. Den Scheck über etwa 1000 Euro wird die Schule voraussichtlich am 13. Juni an das Kinderheim St. Annastift übergeben.

Download: Rheinpfalz: 17.05.2023