Von Montag bis Freitag gibt es Suppe, um die Menschen zu wärmen. Am Dienstag wartet aber ein erstaunliches Buffet auf die Besucher der Suppenküche im Gemeindehaus der Apostelkirche im Hemshof. Wer sich vorher noch einen flotten Haarschnitt wünscht, der wird auch noch frisiert. Ermöglicht hat das eine Kooperation mit der Berufsbildenden Schule (BBS), die seit 20 Jahren Bestand hat. Zusammen mit dem 30-jährigen Bestehen der Suppenküche ist das also eine runde Sache.

Addiert man die Zahlen 30 und 20 ergibt das 50 Jahre, das Motto, zu dem sich die Kochazubis der BBS Technik 2 eine kulinarische Reise in Buffetform überlegt haben. Fachpraxislehrerin Carola Straus hat das Projekt schon zu Beginn vor 20 Jahren begleitet. „Viele unserer Köche lernen erst hier den Unterschied zwischen ,High-End-Kochen’ und großen Mengen für die Suppenküche kennen. Sie arbeiten oft in der Sternegastronomie“, erklärt sie. „Die Schüler mussten planen, dabei einen Warenkorb zusammenstellen und die Durchführung besprechen“, so Straus. Auch im Nachhinein werde noch einmal alles besprochen.

Für Straus ist es der letzte Einsatz bei so einer Veranstaltung. Sie wird Mitte nächsten Schuljahres in Ruhestand gehen. Anlass für Pfarrerin Kerstin Bartels, ihr statt eines „Verdienstordens am Band“, den das Land für Dienste im karitativen Bereich verleiht, sinnbildlich den „Suppenlöffel am Band“ als Anerkennung von der Protestantischen Kirchengemeinde zu überreichen.

Als Bindeglied der Kooperation fungiert schon von Beginn an Schulpfarrer Udo Jesberger, der sowohl die Koch- als auch die Friseurinnenklasse unterrichtet. „Viele unserer Schüler kommen zum ersten Mal mit Menschen in Berührung, die um das Sattwerden kämpfen müssen.“ Solche Aktionen von der Schule seien sehr wichtig, damit die jungen Leute die Situation auch einmal kennenlernen, sagt er. Alle Tische sind restlos besetzt. „Normalerweise kommen täglich etwa 80 Menschen, und das nun schon seit 1992“, berichtet Pfarrerin Kerstin Bartels. Die Schule hat heute für 120 Leute gekocht.

Alle Schüler sind im zweiten Ausbildungsjahr. Lennard hebt den Deckel des Warmhaltegefäßes an. Ein verführerischer Duft nach Ratatouille mit Falafel entströmt ihm. „Es ist das Angebot für Vegetarier unter den Gästen“, sagt er. Bei Valentin gibt es Spargel und gefüllte Eier. Er eröffnet das Buffet, nachdem er zur Feier des Tages mit seiner Trompete ein Solo gespielt hat.

Den Festschmaus, der verschiedene Fleischgerichte samt Beilagen und fünf unterschiedliche Desserts enthält, kochen die Auszubildenden einmal pro Jahr für die Suppenküche. Sie organisieren in Eigenregie die Zusammenstellung des Warenkorbes und die Planung des Kochens. Ein schöner Brauch ist zudem, dass die Gastronomie-Ausbildungsbetriebe häufig entweder Lebensmittel oder Geld als Spenden beisteuern. „Zum ersten Mal kamen auch Spenden von Eltern der Azubis hinzu“, freut sich Jesberger.

Eine Überraschung hatten die beiden Fachpraxislehrerinnen Martina Postel und Cornelia Buhl-Wiesemann gemeinsam mit den Auszubildenden des Friseurhandwerks parat: Ein Scheck in Höhe von 350 Euro für die Suppenküche. Sie hatten nicht nur zum ersten Mal vor dem Festmenü frisiert, auch die Erlöse aus einem Friseurtag waren dieses Jahr für die Suppenküche bestimmt. Bei ihrem Schul-Aktionstag, der erst vergangene Woche stattgefunden hat, hatten die Azubis aus dem zweiten und dritten Ausbildungsjahr für einen guten Zweck zur Schere gegriffen. Bartels bedankte sich erfreut. „Zu allem, was das dritte Mal stattfindet, sagt man Tradition. Es wäre doch schön, wenn genau wie bei den Köchen auch der Besuch der Friseurinnen zur Tradition würde“, schlug sie augenzwinkernd vor. Unterrichten nach Plan könne jeder, aber Projekte erforderten besonderes Engagement, sagte sie an die beiden Lehrer Carsten Große und Anne Kirbach gewandt.

Seitens Schulleiter Peter Szombach steht einer Unterstützung des Projektes nichts im Wege. Dekan Paul Metzger stellte fest, die Suppenküche sei das Beste an der Kirche. „So stelle ich mir Kirche vor. Es ist immer die Sache wert.“

 

 

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